„Einfach mal was Schönes“ – der deutsche Kinofilm vom letzten November spricht aus was viele Menschen erleben: Sich verschachtelnde komplexe Probleme erlauben keine einfachen und schnellen Lösungen. Daher das Bedürfnis nach „Einfach mal was Schönes“. Der Film spielt von vertrackten Familien- und Beziehungsproblemen – aber die politische Realität sieht ganz genauso aus. Viele wünschen sich neben den gestapelten Herausforderungen eben diesen Moment der Ruhe. Die „erschöpfte Republik“ nannte das vor kurzem der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmannn.
Ich glaube da ist vieles dran und auch, dass wir manchmal zu oft die Probleme in den Vordergrund stellen und zu wenig die Lösungen. Ein Streit wird medial größer und aufregender wahrgenommen, als zum Beispiel die monatlichen Rekordzahlen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien oder das Milliardenprojekt zur Generierung von Grünem Stahl von Bund, Land und ThyssenKrupp. Also ja, lasst uns auch mehr über positive Nachrichten sprechen.
Nur: Eine Erzählung von „Alles wird schon irgendwie gut“, hat dieses Land auch Jahrzehnte in die politische Lethargie versetzt. Aus der wachen wir nun auf, und zwar nicht mit ruhigen Harfenklängen sondern mit einem Schwall kaltem Wasser. Zuerst ist das ein nasser Schock des Entsetztens, aber wenn man schon mit Wasser geweckt werden musste, gibt es in der Regel auch einen guten Grund aufzustehen. Und die Erkenntnis, dass man schon längst hätte aufstehen sollen, sorgt ja in der Regel dafür, dass man besonders schnell auf die Beine kommt.
Ich empfinde als Aufgabe von Politik zuallererst, das Land positiv nach vorne zu bringen und erst danach eine beruhigende Wortwahl zu erzeugen. Und manchmal muss man eben auch klar sprechen. Es wird nicht „einfach mal schön“ sein, wenn wir jetzt nicht handeln. Die Klimakrise wird das nicht zulassen. Es kann aber sogar „sehr schön“ sein, wenn wir jetzt entschlossen handeln. Ich persönlich finde Windräder deutlich schöner, als rauchende Kohleofen oder ungeklärte Endlagerfragen des Atomstroms. Ich halte auch naturnahe und dadurch gesunde Wälder ästhetisch ansprechender als vertrocknete und leicht entzündbare Fichtenplantagen. Und wer zieht allen Ernstes immer tiefere, leere Kanäle vor, wenn man auch Wasserspeichernde und Hochwasserverhindernde Auenlandschaften haben könnte?
Kinder, die zusammen spielen unabhängig von Geldbeutel. SchülerInnen, die zusammen lernen, egal ob mit oder ohne Behinderung und SeniorInnen, die nicht einsam sind, sondern aktiver und gefragter Teil unserer Mitte: ist das nicht genau das, was wir gern im Kino sehen würden?
„Einfach mal was schönes“ passiert nicht dadurch, dass man sich in den Kinosessel fallen lässt. Dafür muss man arbeiten. Für die Klimaneutrale Transformation von Wirtschaft und für ein Land, dass in Vielfalt zusammen hält.