Lasst und jetzt in Schulen investieren

Ich höre oft: „Die Kinder sind unsere Zukunft.“ Ganz ehrlich, ich fand den Satz schon immer seltsam. Die Kinder sind ja jetzt da, in der Gegenwart. Aber ich verstehe, er soll Wertschätzung ausdrücken. Am internationalen Tag der Bildung sage ich es mal so: Diese Wertschätzung sieht man weder an vielen Schulgebäuden noch an den Schulklos. Da gibt’s nichts zu beschönigen. Wir müssen investieren, und zwar dringend – damit wir uns nicht auch in den nächsten Jahren für diesen Zustand bei der jüngeren Generation entschuldigen müssen. Damit das geht – ich sag wie es ist – brauchen wir eine Reform der Schuldenbremse. Denn aktuell blockiert sie wichtige Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Das bedeutet nicht, dass wir auf Haushaltsdisziplin verzichten, aber wir müssen die Möglichkeit schaffen, gezielt und nachhaltig in unsere Zukunft zu investieren. Ohne diese Reform bleibt vieles, was dringend nötig ist, nur eine gute Idee auf dem Papier. Auch darum geht’s beider Wahl.

Es ist aber nur das eine, wie die Schulen aussehen. Das andere ist, was darin passiert – etwa wie gut Lehrpläne auf die Lebensrealität der Schüler*innen abgestimmt sind, oder ob wir genügend Ressourcen für individuelle Förderung bereitstellen. Und auch da wissen wir alle: Luft nach oben gibt es genug. Trotz aller krassen Mühen von Lehrer*innen und allen, die an Schulen arbeiten, brauchen wir bessere Bedingungen.

Deshalb haben wir in NRW dafür gesorgt, dass bei Kinderbetreuung und Bildung trotz schwieriger Haushaltslage nicht gespart wird. Zusammen mit dem Bund haben wir das Startchancen-Programm auf die Beine gestellt. 20 Milliarden Euro – das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Wir investieren in Lernorte und Fachpersonal, und zwar genau dort, wo es am dringendsten gebraucht wird. Unser Ziel: Bildungserfolg darf nicht länger von Herkunft oder Wohnort abhängen.

Aber klar ist auch: Wir sind noch lange nicht am Ziel. Viele Schüler*innen gehen nur ungern zur Schule – weil Gebäude marode sind oder weil Lehrkräfte überlastet sind und unter der Verantwortung zusammenbrechen. Neulich sagte mir eine Schülerin bei einer Veranstaltung, dass bei Ihr die Schultoilette sogar oft gar nicht betretbar wäre, so dreckig sei es. Das ist doch peinlich für diesen Staat. Das müssen wir ändern. Schulen müssen bei der Finanzierung weiterhin absolute Priorität haben. Und es braucht mehr Tempo bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und bei flexiblen Weiter- und Umschulungen.

Bildung ist der Schlüssel zu einer Gesellschaft, die in Vielfalt zusammenhält, weil sie jedem Kind die Chance gibt, seine individuellen Stärken zu entfalten – unabhängig von seiner Herkunft oder sozialen Bedingungen. So entsteht ein Umfeld, in dem Unterschiede nicht trennen, sondern bereichern. Dafür müssen wir jedem Kind eine gute Bildung ermöglichen – mit genügend Lehrkräften, die die Talente und Interessen der Schüler*innen fördern können. Kinder und Jugendliche bringen so viel Potenzial und Begeisterung mit. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass dieses Potenzial wirklich Chancen bekommt.