Es waren mahnende Worte, die Ruth Weiss gestern an das Plenum richtete. Ein Appell die Menschlichkeit in all ihren Aspekten wahrzunehmen und zu respektieren. Und die Grundlage dafür zu stärken, das Erinnern in unserer Gesellschaft aufrecht zu erhalten und auch die nachfolgenden Generationen einzubeziehen. Aufklärung und Wissen, Erinnerungen und Aktivismus helfen Vorurteile abzubauen und schaffen Maßstäbe für ein friedliches Miteinander unter allen Menschen.
Ruth Weiss hat in ihren 99 Jahren an sehr vielen Orten gelebt. In Nazideutschland, in Südafrika, Südrhodesien (das heutige Zimbabwe), in London, Sambia, China und Japan. Ihre ersten Stationen hat sie allerdings nicht freiwillig gemacht, sie wurde entweder wegen ihrer Identität oder wegen ihrer journalistischen Arbeit gezwungen zu gehen. Als Jüdin musste sie 1936 nach der Verkündung der „Rassegesetze“ aus Deutschland fliehen. In Südafrika schreibt Ruth Weiss über Rassismus und Apartheit. Sie erhält ein Einreiseverbot. Doch auch in Südrhodesien wird sie nicht toleriert, ihre Aufklärungsarbeit über das Umgehen von UN-Sanktionen wird von der Regierung nicht gern gesehen.
Ruth Weiss hat in ihrem Leben immer wieder für die Wahrheit gekämpft – und dabei wichtige Arbeit gegen gegen Diskriminierung und Rassismus geleistet. Ihre eigene Sicherheit stand dabei immer wieder auf dem Spiel, aber Schweigen kam für Ruth Weiss nicht infrage. Ruth Weiss ist ein Vorbild für uns, für uns alle.