Kultur prägt unser Bild von Politik und Gesellschaft, von Identität und Vorbildern, und von unseren tiefsten Wertevorstellungen. Aber der Kunst- und Kulturbetrieb ist häufig nicht so heterogen und vielfältig, wie unsere Gesellschaft es ist – und vernachlässigt daher wichtige Perspektiven. In meiner Rede im Landtag habe ich erklärt, warum wir als GRÜNE Landtagsfraktion uns mithilfe eines Koalitionsantrags für mehr Sichtbarkeit, Repräsentation und Anerkennung unterrepräsentierter Kulturschaffender einsetzen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich freue mich sehr, an diesem wunderschönen fortgeschrittenen Nachmittag über das fortschrittliche Thema „Diversität im Kulturbereich“ zu sprechen und mit Ihnen darüber sprechen zu dürfen.
Kultur ist deshalb fortschrittlich, weil Kultur vor allem eins ist, nämlich vorne. Das liegt vor allem daran, dass Kultur der Gesellschaft den Spiegel vorhält und eine Entwicklung vollzieht. Wir kommen von der klassischen höfischen Kultur, wo vor allem von vorne nach hinten Kultur gespielt wurde, wie der König das eben haben wollte. Dann hatten wir die große kulturpolitische Revolution, leider maßgeblich von einem Sozialdemokraten geprägt, nämlich Hilmar Hoffmann, aber immerhin, das war ja richtig: Kultur für alle. Und „Kultur für alle“ müssten wir aus meiner Sicht jetzt übertragen auf die Frage: Wer macht eigentlich Kultur? Wer definiert eigentlich am Ende, was dadurch auch Ästhetik ist?
Ich will Ihnen jetzt ersparen, dass wir alle zukünftig Kultur betreiben müssen. Ich möchte Ihnen auch meine Singkünste ersparen. Aber entscheidend ist, dass wir die Perspektiven mit einbeziehen. Dass wir in der Kultur Perspektiven beispielsweise von Menschen mit Behinderungen einbeziehen, dass wir mehr Perspektiven einbeziehen von Frauen in der Kultur – sie sind immer noch unterrepräsentiert –, dass wir mehr Perspektiven einbeziehen von Menschen mit einer internationalen Familienbiografie, darum geht es. Diese Perspektiven zu stärken und sichtbarer zu machen, das ist die Intention dieses Antrags und der kulturpolitischen Haltung dieser Koalition.
Wie machen wir das jetzt konkret? Auf der einen Seite geht es darum, Menschen und Perspektiven sichtbarer zu machen. Die sind da, die können wir gemeinsam sichtbarer machen. Es geht darum, Menschen spezifischer und stärker zu fördern, um Ungerechtigkeiten staatlich auszugleichen, und es geht darum, einen Fokus auf den Nachwuchs zu legen und beim Nachwuchs dafür zu sorgen und dafür zu arbeiten, dass Menschen mit diesen Perspektiven noch stärker wahrgenommen werden.
Also, Kultur für alle, aber auch Kultur von allen – das ist jetzt ein Schritt, der schon ein bisschen angegangen wurde, den gehen wir jetzt weiter. Ich glaube – und das ist meine feste Überzeugung –, gerade in der Kultur gilt: Wenn man eine Sache aus mehreren Perspektiven sieht, dann wird es für alle Menschen schöner, und deswegen freue ich mich jetzt nicht nur auf die Perspektiven der Regierungskoalition, sondern auch auf die Perspektiven der Opposition zu dem schönen Thema „Diversität“. – Vielen Dank.
Den gesamten Antrag finden sie hier: Der Antrag „Für mehr Vielfalt – Diversität und Teilhabe in Kunst und Kultur stärken“