Es ist ein Privileg eine tolle Nachbarschaft zu haben. Eben mal kurz über die Straße zu gehen, um sich die große Heckenschere auszuleihen, die Babysitterin nur zwei Häuserblocks weiter, oder spontan mal eine Runde Fußball spielen gehen – das sind alles Beispiele von einer lebendigen und gut funktionierenden Nachbarschaft.
Nachbarn können nicht nur in Alltagssituationen helfen oder die sportliche Ablenkung vom Schulstress sein, nebenbei treffen in der Nachbarschaft ganz natürlich unterschiedliche Lebensrealitäten aufeinander: Unterschiedliche Jobs, Interessen, Meinungen, Herkunft und Jung und Alt. Nachbarn können Sensibilität dafür schaffen, dass unsere Gesellschaft vielfältig und bunt ist. In Nachbarschaft können wir voneinander lernen und als Gemeinschaft zusammenwachsen.
Dazu müssen wir die Augen öffnen und die Bedürfnisse und Stärken unserer Mitmenschen wahrnehmen. Braucht der ältere Herr aus dem Haus gegenüber Hilfe beim Tragen seiner Einkäufe? Wenn es von oben viel Kindergeschrei gibt, rege ich mich nur darüber auf oder frage ich, ob ich helfen kann? Eine gut funktionierende Nachbarschaft ist eine solidarische Nachbarschaft. Eine Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt, obwohl man außer dem Wohnort vielleicht nur sehr wenige Gemeinsamkeiten hat. Und dafür lohnt es sich doch zu arbeiten, oder?
Für eine solidarische Nachbarschaft braucht es Begegnung, und für Begegnung braucht es öffentliche Räume. Deswegen wollen wir sichere öffentliche Plätze großzügig zur Verfügung stellen. Das kann der nächstgelegene Park sein, öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken oder auch die Bank in der Sonne im verkehrsberuhigten und begrüntem Straßenstück zwischen Wohnhäusern. Denn wer sich nicht kennenlernt, kann sich auch nicht unterstützen. Wenn genug einladender Raum zur Verfügung steht, wird man sich früher oder später schon über den Weg laufen. Wer sich kennen lernt, lernt die andere Perspektive vielleicht wertzuschätzen, gerade weil sie nicht die eigene ist.
Begegnungsorte in Innenstädten, Wohngegenden und in den ländlichen Gegenden erfordern unterschiedliche Konzepte: In der Stadt ist Platz Mangelware, dort muss der vorhandene Raum so genutzt werden, dass die Gemeinschaft den größten Nutzen hat. Traditionell spielt Nachbarschaft auf dem Land sowieso eine größere Rolle, doch auch hier braucht es öffentliche Orte, an denen sich Menschen gerne aufhalten und die Zäune keine Rolle mehr spielen. Das Vereinsheim, der dritte Ort, die Kneipe.
Egal ob Stadt oder Land: Kommunalpolitik ist Nachbarschaftspolitik. Nachbarschaft ist ein politischer Raum, der direkt zuhause stattfindet und zeigt, dass sich Engagement lohnt. Dass sich das Wirken lohnt. Wir brauchen eine Kommunalpolitik, die diesen Raum wertschätzt und gestaltet. Es braucht neben Problemlösung und Reparieren, neue, gemeinsame Projekte. So überzeugen wir für politische Beteiligung, für Solidarität und Vielfalt.