Meine Gedanken zu den Bauernprotesten. Der Text ist etwas länger geworden, aber vielleicht hilft er in der Debatte.
Die Bauernproteste werden von rechts unterwandert. Unter den Hashtags posten längst Menschen abseits des demokratischen Spektrums. Es geht ihnen nicht um die Landwirtschaft, es geht ihnen um unsere offene Gesellschaft. Und auch der AfD geht es nicht um Bauern; sie wollen schließlich laut ihres Wahlprogramms alle Subventionen streichen.
Diese Unterwanderung ist ein Schlag, nicht nur gegen unsere Demokratie, sondern auch gegen das essenzielle Anliegen der Bauern, denn dabei geraten auch ihre drängenden Probleme aus dem Blickfeld:
Dumpingpreise bei Discountern und Molkereien, der Flächenfraß, die hohe Arbeitsbelastung und das Prinzip „wachse oder weiche“. Das sind Probleme, die jahrzehntelang ignoriert oder sogar verschärft wurden.
Und das hinterlässt Spuren: Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2017 nehmen sich in Frankreich jährlich etwa 650 Landwirte das Leben – beinahe zwei Suizide pro Tag. Die offizielle Suizidrate liegt 50 Prozent höher als in der übrigen Bevölkerung. Die Gründe: Die Arbeitsbelastung, finanzielle Probleme, 24 Stunden am Tag Verantwortung für Hof und Familie, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr.
Und dazu kommt auch noch die Klimakrise. Ernten fallen aus wegen Starkregen und werden vernichtet durch Hagel und Hitze. Und führen zu finanziellen Verlusten und noch härteren Arbeitsbelastungen. Letztes Jahr habe ich mir genau diese Schäden bei der Ernte angeschaut. Es war erschreckend.
Ja, wir müssen an das Thema ran.
Aber es muss auch gelten, dass unsere demokratischen Spielregeln eingehalten werden. Bei Umsturzfantasien muss man nicht nur eine klare Grenze ziehen und sich distanzieren, sondern wir müssen gemeinsam dagegen aufstehen.
Das sind meine Wünsche für morgen und die Debatte danach.